5. Mai 2023: Führung im Wetzsteinstollen
Herr Schaible erwartete uns schon am Eingang vom Wetzsteinstollen unterhalb von Spiegelberg-Jux. Zunächst liefen wir runter in die Wetzsteinklinge. Dort erklärte er, wie dieser besondere Stein, aus dem die Wetzsteine hergestellt wurden, entstand. Das war ein Ausflug in die Erdgeschichte: Durch Anheben der Erdkruste vor Millionen Jahren, entstanden zwei Wasserläufe in denen Sediment angeschwemmt wurde. In heißen Persioden konnte dieses Sediment fest verbacken werden. Es entstanden die einzelnen Schichten, die sehr gut im Stollen selbst zu sehen waren.
Herr Schaible führte auch kurz in die Glasherstellungs-Geschichte von Jux und Spiegelberg aus. Diesen Wirtschaftszweig kann man sich gut in der Glasausstellung im Spiegelberger Rathaus anschauen.
Der Wetzstein war sehr wichtigt für die Bauern. Sie mähten Gras und Getreide mit der Sense. Die musste regelmäßig geschärft werden. Die Wetzsteinherstellung war ein Zubrot für die Waldbauern. Die Platten wurden mühevoll den Berg hoch gezogen, geteilt und in den Familien bearbeitet.
Die Wetzsteinschicht ist etwa 1,5 m hoch. Der Stein muss hart und fein und gleichmäßig gekörnt sein. Funktioniert wie eine Feile.
Da jeder irgendwo im Wald ein Loch grub, wurde das mit der Zeit zu viel. Und die oberen Behörden stellten das Löchergraben im Wald unter Strafe. Da war guter Rat teuer. Aber es gab eine Lösung: warum graben wir nicht ein großes Loch? Es entstand der „obere Bruch“. Außerdem wurde eine Genossenschaft gegründet, die für gerechte Bezahlung für alle sorgte, und zu guter Letzt wurde eine Straße angelegt. Da konnte man dann mit Karren und Leiterwagen die gebrochenen Wetzsteinplatten besser transportieren. Es wurde auch eine Rollbahn angelegt. Alte Dokumente belegen, dass Wetzsteine bis nach Schweinfurt und dem Hafen Heilbronn gebracht wurden.
1847 wurde ein neuer Steinbruch angelegt. 1879 sollte der Steinbruch geschlossen werden, weil eine Felswand da war. Allerdings wollten dann ganz viele noch schnell Platten holen und so entstand ein Tunnel, der abgestützt wurde. So entstand ein kleines „Bergwerk“. Ab 1907 nimmt der Absatz ab, da es dann auch einen „künstlichen“ Wetzstein gab und die Technik in der Landwirtschaft angekommen war. 1911 wurde dann endgültig geschlossen und zugeschüttet.
Im ersten Weltkrieg wurde er allerdings von Fabrikant Weinmann wieder geöffnet, weil durch ein Embargo keine Wetzsteine mehr zu erhalten waren. Es wurde auch mit Sprengstoff gearbeitet. Dabei kam es zu zwei Unfällen und einem Todesfall. Daraufhin wurde die Konzession vom Landesbergamt entzogen.
Spiegelberg sollte im Tourismus gefördert werden. Allerdings wusste niemand mehr, wo der Wetzsteinstollen war. Durch Zufall wurde dann aber ein Mann gefunden, der zumindest sagen konnte an welcher Stelle man anfangen sollte zu graben. Es dauerte aber noch einige Zeit bis man den ehemaligen Eingang gefunden hatte. Durch sehr viel ehrenamtliche Arbeit konnte der heute zu besichtigende Stollen hergestellt werden. 40 m kann man hinein laufen. Insgesamt ist er aber etwa 150 m lang.
Das war eine sehr interessante und sehr gut erzählte Führung! Herrn Schaible sei gedankt.
Anschließend trafen wir uns noch auf seinem Grundstück mit der Feldbahn. Hier ist der letzte Eiskeller der Gemeinde Spiegelberg zu sehen. Eiskeller brauchte man, um über den Sommer Eis zu lagern für die ansässigen Wirtschaften. Der Eiskeller hat ein Gewölbe. Er ist so ausgerichtet, dass der Eingang nach Norden zeigt. Der Bach wurde im Winter gestaut und das Eis in Blöcken herausgeschnitten und in den Keller gebracht. Vom März bis September war dann Eis vorhanden.
Zum Schluss wurde noch die Feldbahn in Betrieb genommen. Das war eine schöne abschließende Runde für einen gelungenen Nachmittag.